
- Bild: Nils Bettinger
St. Rochus-Hospital schließt Kreißsäle zum Sommer
Geburtsstation soll Ende Juni geschlossen werden – Stadtgesellschaft reagiert mit Entsetzen, Petition
- 22.03.2025 um 12:16
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Jetzt Newsletter abonnierenCastrop-Rauxel verliert seine einzige Geburtsstation: Im St. Rochus-Hospital sollen zum 30. Juni 2025 alle Kreißsäle geschlossen werden. Dies betrifft nicht nur die Geburtenstation selbst, sondern auch die gynäkologische Abteilung und die Säuglingsstation. Damit steht Castrop-Rauxel vor einem tiefgreifenden Einschnitt in der medizinischen Versorgung. Wie die Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel zuerst berichteten, hat der Träger, die Katholische St. Paulus Gesellschaft, den Rückzug aus der Geburtshilfe mit wirtschaftlichen Gründen begründet.
Über eine Million Euro Defizit jährlich – so beziffert die Geschäftsführung das strukturelle Minus, das durch die Geburtshilfe im Rochus-Hospital entstehe. Dieses Defizit sei bislang durch andere Klinikbereiche aufgefangen worden, könne aber angesichts der anstehenden Krankenhausreform und einer neuen Krankenhausplanung des Landes NRW nicht mehr getragen werden. Die Geburtshilfe sei laut Klinikleitung bundesweit chronisch unterfinanziert und in dieser Form nicht zukunftsfähig. Im Umkreis gebe es ausreichend Alternativen – eine Aussage, die viele werdende Eltern in Castrop-Rauxel nur bedingt beruhigt.
Jährlich rund 600 Geburten fanden bislang im Rochus-Hospital statt. Für die betroffenen Familien bedeutet die geplante Schließung: längere Wege in benachbarte Städte, Unsicherheiten im Notfall und ein erheblicher Verlust an Lebensqualität. Besonders für Familien ohne eigenes Fahrzeug oder in akuten Notlagen ist die wohnortnahe Geburtshilfe ein entscheidender Faktor. Die Sorge: Künftig könnten Kinder in Situationen zur Welt kommen, in denen jede Minute zählt – und der nächste Kreißsaal nicht in Castrop-Rauxel, sondern in Herne, Recklinghausen oder Dortmund liegt.
Protest aus der Stadtgesellschaft ließ nicht lange auf sich warten. In sozialen Netzwerken zeigen sich Bürgerinnen und Bürger entsetzt. Viele teilen persönliche Erinnerungen an Geburten im Rochus und sprechen von einem „traurigen Tag“ für Castrop-Rauxel. Innerhalb weniger Stunden wurde eine Online-Petition gestartet, in der sich Bürgerinnen und Bürger für den Erhalt der Geburtshilfe stark machen. Die Petition mit dem Titel „Rettet den Kreißsaal in Castrop-Rauxel“ beschreibt eindrücklich, was auf dem Spiel steht:
„Das Team bietet individuelle und selbstbestimmte Geburtenbegleitung, eine hervorragende Betreuung auf der Station mit toller Versorgung rund um die Uhr. Die Kaiserschnitt-Rate liege bei "nur 33 %" und selbst ein hebammengeleiteter Kreißsaal war in Planung.“ Auch eine Zertifizierung zum „babyfreundlichen Krankenhaus“ sei angestrebt worden – all das drohe nun verloren zu gehen. Die Initiatoren der Petition fordern das Land NRW auf, finanzielle Unterstützung bereitzustellen und sich klar für den Erhalt der Geburtshilfe einzusetzen. Zugleich machen sie deutlich, dass sich der Protest nicht gegen die Klinikleitung richtet, sondern gegen eine strukturelle Fehlsteuerung im Gesundheitswesen.
Fortschrittliche Konzepte bereits in Arbeit: Tatsächlich war das Rochus-Hospital auf dem Weg, moderne Modelle der Geburtshilfe umzusetzen. Dass nun ausgerechnet in dieser Phase die Schließung erfolgt, sorgt für zusätzliches Unverständnis. Kritiker weisen darauf hin, dass die geplante Aufgabe der Geburtshilfe nicht nur eine medizinische Entscheidung ist, sondern auch eine Frage gesellschaftlicher Verantwortung.
Die CASNews-Redaktion hat bereits am Vortag eine Presseanfrage an die verantwortliche Krankenhausgesellschaft gestellt, um Stellungnahmen und ergänzende Informationen zu erhalten. Eine Rückmeldung steht derzeit noch aus. Sobald eine Antwort vorliegt, werden wir weiter berichten.
Fazit: Die geplante Schließung der Kreißsäle im Rochus-Hospital stellt die Stadt Castrop-Rauxel vor eine Zäsur. Neben der medizinischen Dimension trifft sie auch das Selbstverständnis einer Stadt, in der jährlich Hunderte Kinder zur Welt kamen. Ob sich diese Entscheidung noch aufhalten lässt, ist offen – sicher scheint nur: Der Protest formiert sich, und das Thema wird Castrop-Rauxel in den kommenden Wochen beschäftigen.
- Quelle(n): CASNews / Ruhr Nachrichten
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Nils Bettinger
Gründer und Redaktionsleiter.
Hält den Kopf für alles hin.
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