10. Mai 2025
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Ein Leben mit Immundefekt – Warum Plasmaspenden Leben retten

Ein persönlicher Erfahrungsbericht zum „Tag der seltenen Krankheiten“ und ein Appell für mehr Plasmaspenden

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Viele Jahre habe ich in Castrop-Rauxel, der Stadt, in der ich schon lange Zeit zuhause bin, beruflich geschrieben. Meist über andere Menschen. Jetzt bin ich mal ganz unverblümt in eigener Sache unterwegs. Und schreibe über mich. Anlass ist der 28. Februar, der „Tag der seltenen Krankheiten“. Denn auch ich gehöre zu den Betroffenen.


Aber der Reihe nach: Nein, wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam er nicht. Dieser relativ neue Umstand, der ohne Einladung in mein mittlerweile 68-jähriges Leben getreten ist. Ich habe einen angeborenen Immundefekt. Heißt kurz im Fachjargon PID, bedeutet Primärer Immundefekt. Spätestens nach drei Lungenentzündungen und einer dicken Bronchitis während des Jahres 2017 hätte ich vielleicht stutzig werden sollen, dass etwas nicht stimmen könnte. Tat ich nicht. Aber wenigstens suchte ich einen Pneumologen auf.


Der Krankheit auf die Schliche kam der Lungenfacharzt Dr. Heiko Hang, der seine Praxis an der Lange Straße in Habinghorst führt. „Sie sollten Ihr Blut auf Subklassen analysieren lassen“, riet er mir. Gesagt, getan. Diagnose: PID. Vereinfachend gesagt: Wenn andere Menschen einen Schnupfen bekommen, bin ich gefährdet, eine Lungenentzündung zu bekommen. Weil mir Abwehrstoffe fehlen. Dazu muss man wissen, dass der Mensch über vier Immunglobulin-G-Subklassen im Blutserum verfügt. Die Vier unterscheiden sich quantitativ, biochemisch und besitzen unterschiedliche Funktionen in der Immunabwehr. Soviel nur zum Hintergrund, bevor es langweilig wird.


Die Konsequenz: Ich erlebe jede Woche einen „blauen Montag.“ Hänge mindestens sechseinhalb Stunden an einer Infusionsnadel und einer Pumpe und führe mir daheim auf der Couch subcutan Immunglobuline zu, damit Viren und Co mich nicht umhauen. Am Anfang habe ich gehadert, aber es ist nun mal so, wie es ist. Und es ist alternativlos. Bedeutet eben auch, dass ich abhängig bin.


Abhängig von Plasmaspenden anderer Menschen. Aus dem Plasma werden Immunglobuline gewonnen. Das geht bei uns in Castrop-Rauxel ganz um die Ecke, etwa bei der Octopharma Plasma GmbH, einer Blutbank an der Bahnhofstraße 7a-c in der Nachbarstadt Herne. Den „Tag der seltenen Krankheiten“ möchte ich zweifach nutzen: Einmal dafür, Danke zu sagen an die Spenderinnen und Spender von Plasma. Zum Zweiten dafür, um einen Hilfsappell für mehr Spenden loszulassen.


Als seltene Krankheit gilt, wenn nicht mehr als fünf Menschen pro 10.000 davon betroffen sind. Könnten grob gerechnet bei uns in Castrop-Rauxel also an die 40 sein. Etwa 8000 verschiedene seltene Krankheiten gibt es – also sind wir in Summe gar nicht selten. Die Diagnose dauert im Schnitt fünf Jahre. Viele der Betroffenen in meiner Selbsthilfegruppe „dsai“, einer Patientenorganisation für angeborene Immundefekte, haben allerdings eine jahrzehntelange Ärzte-Odyssee hinter sich.


Dass ich von meinem „blauen Montag“ berichte, hat im Übrigen nix zu tun mit den politischen Verwerfungen in unserer Stadt und bundesweit bei der jüngsten Bundestagswahl. Sondern schlicht mit den Nebenwirkungen: Da ist mir immer entsetzlich kalt. Aber warm wird mir ums Herz, wenn ich an die Spenderinnen und Spender von Blutplasma denke.


  • Quelle(n): CASNews

Autor

Abi Schlehenkamp

Abi Schlehenkamp

Gastautorin

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