07. Juni 2025
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Endlich mehr Klarheit für die Rütgers-Siedlung

Verwaltung stellt Konzept für 30 Module am ehemaligen Sportplatz vor

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Vor rund 150 Besuchern - hauptsächlich Anwohner, aber auch Vertreter von Politik und Verwaltung sowie interessierte Bürger aus dem angrenzenden Rauxeler Stadtteil - stellte Bürgermeister Rajko Kravanja am Mittwochabend in den Räumlichkeiten von Rain Carbon gemeinsam mit Sozialdezernentin Regina Kleff, Stadtbaurätin Bettina Lenort und Michael Werner vom EUV-Stadtbetrieb das langerwartete Konzept für die 30 Module am Sportplatz der Rütgers-Siedlung vor.


Das Projekt sieht vor, die bereits erworbenen Module überwiegend für Betreuung und Sprachkurse zu nutzen. "Wir haben derzeit die Situation, dass wir für soziale Angebote über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind und das führt zu einem riesigen Organisationsaufwand", erklärte Bürgermeister Kravanja die Notwendigkeit eines zentralen Standorts. Die Zusammenarbeit mit Trägern wie der Caritas und der Agora-Stiftung soll dadurch erheblich vereinfacht werden.


Ein besonderer Baustein des Konzepts ist die geplante Waldkita mit bis zu 40 Plätzen. Diese soll als Ergänzung zur Kita-Versorgung in Castrop-Rauxel dienen und nach dem Konzept arbeiten, bei dem Kinder viel Zeit in der Natur verbringen. "Die Kinder sind sehr viel draußen im Wald, Bildungsprozesse werden stark daran orientiert, die Natur zu erleben", erläuterte die Verwaltung das pädagogische Konzept.


Für Notfallunterbringungen sollen nur wenige Module vorgehalten werden - etwa für obdachlose Menschen oder in akuten Krisensituationen. "Das ist nicht für dauerhaftes Wohnen konzipiert", betonte Kravanja und widersprach damit Spekulationen über eine größere Flüchtlingsunterkunft.


Die Planung berücksichtigt die besonderen Abstandsregelungen zum Störfallbereich der Rain Carbon-Werke. Dadurch ergibt sich eine spezielle Aufteilung des Geländes: Während im störfallbetroffenen Bereich hauptsächlich die Betreuungsmodule entstehen sollen, ist die Waldkita außerhalb des Störfallradius geplant.


Heftige Kritik äußerten mehrere Anwohner an der späten Information über das Projekt. "Diese Veranstaltung war sowas von überfällig", brachte ein Bürger den Unmut vieler Teilnehmer zum Ausdruck. Bereits im Dezember waren die Module angeliefert und zwischengelagert worden, ohne dass die Anwohner vorher detailliert informiert wurden.


Bürgermeister Kravanja entschuldigte sich für die Kommunikationspanne: "Wir wollten Ihnen keine Zwischenstände geben und dann dreimal etwas zurücknehmen müssen." Die Module stammten aus dem Ahrtal und mussten aufgrund der günstigen Konditionen schnell erworben werden, während die Konzeption noch nicht abgeschlossen war.


Besonders kontrovers diskutiert wurde die zu erwartende Verkehrsbelastung in der Rütgers-Siedlung. Anwohner befürchten zusätzlichen Verkehr durch Eltern, die ihre Kinder zur Waldkita bringen, sowie durch die Nutzer der Betreuungsangebote. Kritik gab es auch an der schlechten ÖPNV-Anbindung mit nur stündlich verkehrenden Bussen. Bürgermeister Kravanja entgegnete, dass die Nutzer selbst schauen müssten, wie sie zu den Angeboten gelangen - "letztendlich ist jeder Punkt in der Stadt erreichbar, ob mit dem Auto, per Rad, Bus oder zu Fuß."


Die Verwaltung räumte ein, dass die kommunikative Herangehensweise verbesserungswürdig war. Kravanja verteidigte aber das gewählte Vorgehen: "Wir hätten dann dreimal etwas zurücknehmen müssen, weil wir auch zwischendrin festgestellt haben: Das geht nicht, das müssen wir anders machen." Die komplexe Planung habe mehrfache Umplanungen erfordert, weshalb man erst mit dem fertigen Konzept an die Öffentlichkeit gegangen sei.


Die Verwaltung kündigte an, die Verkehrssituation gemeinsam mit der Polizei zu prüfen und gegebenenfalls verkehrsberuhigende Maßnahmen zu ergreifen. Zudem sollen 29 Pkw-Stellplätze und 30 Fahrradstellplätze am Standort entstehen. Konkrete Forderungen der Anwohner wie Zebrastreifen und eine bessere Beleuchtung des Tunnels will die Stadt prüfen. Bürgermeister Kravanja sagte auch zu, gelegentlich mobile Blitzer in der Siedlung aufzustellen.


Ein weiteres Thema war die seit Jahren kritisierte Infrastruktur in der Rütgers-Siedlung. Während der Großteil der Siedlung seine Grundversorgung mit Strom, Gas und Wasser noch vom Rain Carbon-Werk erhält, kann der zu bebauende Sportplatzbereich durch die Stadt erschlossen werden. Grund dafür ist, dass die zuführende Voerdestraße städtisch ist, während die Siedlungsstraßen noch zu Rain Carbon gehören. Die Frage steht im Raum, ob die Stadt die Straßen irgendwann in städtischen Besitz überführen kann. Dies würde auch die Versorgung mit Strom, Wasser und Breitband für die Anwohner verbessern. Dazu sagte Kravanja, dass man in Gesprächen sei.


Das Projekt soll bis Jahresende 2025 umgesetzt werden. Bürgermeister Kravanja versprach, vor der finalen Umsetzung erneut über den Planungsstand zu informieren und die Anwohner stärker einzubeziehen. "Wir kommen wieder", versicherte er am Ende der rund zweistündigen Veranstaltung.


In Interviews mit CASNews.de nach der Veranstaltung zeigten sich die meisten Anwohner grundsätzlich offen für das vorgestellte Konzept. Kritisch sehen sie jedoch die infrastrukturellen Herausforderungen der Siedlung - insbesondere die Tatsache, dass nur eine übertunnelte Straße als Zu- und Abfahrt zur Verfügung steht. Diese Problematik könnte sich durch zusätzlichen Verkehr verschärfen.


Die Finanzierung erfolgt aus verschiedenen Fördertöpfen für Integration und Betreuung. Zusätzliche Kosten für den städtischen Haushalt entstehen laut Verwaltung nicht, da bereits vorhandenes Personal eingesetzt wird. Während der Nutzungszeiten soll stets ein Hausmeister vor Ort sein, der als Ansprechpartner fungiert und sich im Störfall des Werkes auch um Evakuierungsmaßnahmen kümmert.


Sowohl die geplante Waldkita als auch der neue Spielplatz stehen nicht nur den Nutzern der Betreuungsangebote zur Verfügung, sondern sind für die gesamte Öffentlichkeit - einschließlich der Anwohner der Rütgers-Siedlung - zugänglich.


Bildergalerie (6 Bilder)

  • Quelle(n): CASNews

Autor

Nils Bettinger

Nils Bettinger

Gründer und Redaktionsleiter.
Hält den Kopf für alles hin.

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