
- Bild: Nils Bettinger
Aus nach 27 Jahren: Radstation geschlossen
Förderkürzungen und Standortprobleme beenden ein soziales Vorzeigeprojekt
- 27.03.2025 um 08:26
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Jetzt Newsletter abonnierenNach 27 Jahren: Castrop-Rauxels Radstation geschlossen
Finanzkürzungen erzwingen das Aus eines sozialen Vorzeigeprojekts – Betreiber rebeq gibt auf, Bürger sind entsetzt
Eine Ära in Castrop-Rauxel geht zu Ende: Die Radstation, einst als Modellprojekt 1998 am Hauptbahnhof gestartet, stellt nach 27 Jahren ihren Betrieb ein. Die gemeinnützige Betreiberfirma rebeq (Recklinghäuser Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft) gab bekannt, dass die finanziellen Rahmenbedingungen einen Weiterbetrieb unmöglich machen. Damit verliert die Stadt nicht nur einen Baustein ihrer Fahrrad-Infrastruktur, sondern auch ein wichtiges arbeitsmarktpolitisches Projekt, in dem zuletzt 26 Beschäftigungsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose geschaffen wurden. Auf unsere Presseanfrage reagierte die rebeq bislang nicht – die Schließungsnachricht kam intern kurz vor Weihnachten 2024 und traf Mitarbeiter und Teilnehmer völlig unvorbereitet.
Vom Vorreiter zum Sorgenfall
Die Geschichte der Castroper Radstation ist eng mit sozialer Beschäftigungsförderung verknüpft. Bei ihrer Eröffnung 1998 war sie die erste Radstation der Region – sogar noch vor dem heutigen Vorzeige-Projekt in Münster. Bundesweit hatte Bielefeld bereits 1992 den Anfang gemacht, doch Castrop-Rauxel zog nur wenige Jahre später nach. Dass die Radstation hier überhaupt betrieben werden konnte, lag von Beginn an an zusätzlicher Unterstützung: Immer wieder flossen Spenden und Zuschüsse, etwa vom Solidarfonds NRW unter Leitung des damaligen Arbeitsamtschefs Dr. Michael Kohlmann, um den Service aufrechtzuerhalten.
Anfangs galt die Station am Hauptbahnhof als Erfolg – und das obwohl Castrop-Rauxel nie als ausgesprochene Fahrradstadt bekannt war. Im Mittelpunkt stand jedoch nicht nur der Service fürs Rad, sondern vor allem die Beschäftigung und Qualifizierung von Menschen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt kaum Chancen hatten. So durften in der Radstation nur kleinere Reparaturen und Reinigungsarbeiten angeboten werden, um nicht in Konkurrenz zu örtlichen Fahrradwerkstätten zu treten. Trotz dieser Einschränkungen bot das Projekt vielen Teilnehmern einen geregelten Arbeitsalltag und den Bürgern einen günstigen Fahrrad-Service.
Standortwechsel und Förderprojekte
Über die Jahre erlebte die Radstation mehrere Umzüge. Mehr als zwei Jahrzehnte lang befand sie sich im Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs, wo rund 150 Stellplätze für Fahrräder zur Verfügung standen. Doch 2018 kaufte die Herner Wewole-Stiftung das Bahnhofsgebäude und plante dort ein Café mit Kiosk einzurichten. Die „genial gelegene Radstation“ musste weichen – ein Umstand, der von vielen Bürgern scharf kritisiert wurde.
Im April 2019 zog die Radstation daher in Räume gegenüber an der Victorstraße; dort standen nur noch 80 Stellplätze zur Verfügung. 2022 folgte der nächste Umzug: Diesmal ging es in die Altstadt, in ein ehemals leerstehendes Ladenlokal am Busbahnhof (ehemaliges Zeeman-Geschäft). Die Anmietung wurde durch ein Innenstadt-Förderprogramm des Landes ermöglicht, war aber von vornherein auf drei Jahre befristet. Die Hoffnung: Innenstadt-Besucher würden den bewachten Fahrradparkservice und die Werkstatt nutzen. In der Praxis stellte jedoch kaum jemand dort sein Rad ab – für Pendler erwies sich die Lage als unattraktiv. Zwar wurden weiterhin Leihräder angeboten und kleinere Reparaturen erledigt, doch das sichere Abstellen sei dort nicht gefragt, äußerte rebeq an anderer Stelle.
Gescheiterter Neustart und Finanzierungsloch
Ein dritter Umzug an die Obere Münsterstraße – näher am Südbahnhof – war für Anfang 2025 geplant. Doch kurz vor Jahresende 2024 folgte der Schock: Aufgrund drastischer Mittelkürzungen im Bundeshaushalt standen für 2025 plötzlich nur noch etwa die Hälfte der üblichen geförderten Arbeitsstellen zur Verfügung. Deshalb geben die finanziellen Rahmenbedingungen nicht mehr ausreichend Spielraum zum Weiterbetrieb.
Die Jobcenter stellten statt der bislang üblichen 26 Arbeitsgelegenheiten nur noch zehn bis maximal 13 in Aussicht. Mit so wenig Personal sei ein regulärer Betrieb unmöglich. Die rebeq entschied daher, den Standort aufzugeben. Jetzt schloss die Radstation endgültig ihre Türen.
- Quelle(n): CASNews
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Nils Bettinger
Gründer und Redaktionsleiter.
Hält den Kopf für alles hin.
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